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Deutsche Bahn will WLAN-Verbindungen in Zügen verbessern

Vor gerade einmal rund zwei Monaten habe ich hier über den „Sachstandsbericht WLAN-Anschluss im Schienenverkehr“ des Bundesverkehrsministeriums berichtet und dabei herausgestellt, dass der Zustand von WLANs in den Zügen der Deutschen Bahn verbesserungswürdig ist. Dieser Befund deckt sich auch mit bisherigen Erfahrungsberichten zu Qualität und Verfügbarkeit von WLANs in deutschen Zügen (s. z.B. mit ausführlicher Beschreibung einen Beitrag von 2013 hierBeitrag „WLAN im Zug: Rollender Murks“ von 2012 hier; oder Test von teltarif.de von 2011 hier).

Nun berichtet die Süddeutsche Zeitung über aktuelle Fortschritte und Pläne der Deutschen Bahn zum Ausbau von WLAN in ICE-Zügen bis 2014. Die Deutsche Bahn hat die Pläne auch in einer Pressemitteilung vom 27.5.2014 („Bund und Bahn wollen digitale Angebote weiter stärken“) beschrieben. Und die Ankündigungen haben es – was die Versorgung mit WLAN in ICEs angeht – in sich:

So ist die technische Ausrüstung des rund 5.200 Kilometer langen ICE-Kernnetzes für den Internetempfang, auf dem rund 98 Prozent der ICE-Verkehrsleistung erbracht werden, abgeschlossen. Auf 3.000 Kilometern wird der Service bereits angeboten. Für die übrigen 2.200 Kilometer läuft derzeit der Testbetrieb – im Laufe dieses Jahres erfolgt die offizielle Freigabe. DB und Deutsche Telekom, die bei diesem Projekt zusammenarbeiten, haben sich vor kurzem darauf geeinigt, bis Juni 2015 darüber hinaus die Strecke Nürnberg–Passau auszurüsten. Aktuell sind 200 ICE-Züge mit der notwendigen Technik ausgestattet. Die Umrüstung der geplant 255 ICE-Züge zu rollenden HotSpots soll bis Ende 2014 weitgehend abgeschlossen sein.

Zusätzlich sollen die WLAN-Angebote an Bahnhöfen verbessert werden:

In den kommenden Wochen und Monaten wird in den 24 größten und meist frequentierten Bahnhöfen die WLAN-Technik nach und nach erneuert, um Funkabdeckung und Geschwindigkeit weiter zu verbessern. Darüber hinaus bieten alle 15 DB Lounges kostenlosen Zugang zum Internet.

Keine Aussage enthält die Pressemitteilung leider über die Versorgung mit WLAN auf anderen als Hochgeschwindigkeitsstrecken. Z.B. in S-Bahnen und Regionalzügen wäre das Angebot von WLAN auch lohnend, zumal die Versorgung mancher, wenn nicht aller Mobilfunkanbieter im ländlichen Raum – trotz aller Breitbandversprechungen – noch immer deutliche Lücken aufweist. Aber vielleicht kommt das ja als nächster Schritt nach dem Abschluss der Versorgung der Fernverkehrsstrecken. Ich bin jedenfalls schon jetzt gespannt auf baldige neue Berichte über Verfügbarkeit und Qualität von WLANs in deutschen Zügen …

Lesetipp: @Nico, „Öffenliches WLAN als Glücksspiel“ – Zum Best Effort-Prinzip bei WLANs

@Nico von lumma.de schreibt in einem aktuellen Blogeintrag unter dem Titel „Die Sache mit dem öffentlichen WLAN“ von seinen Erfahrungen mit öffentlichen WLANs. Der Artikel ist insbesondere interessant, weil er die „andere Seite“ des Best Effort-Prinzips bei WLANs beschreibt:

Aber was mich wirklich nervt, ist die extrem wechselhafte Qualität des WLAN-Angebots. Andersherum ausgedrückt: man kann sich nicht darauf verlassen, dass das WLAN nutzbar ist. …

Warum schafft man ein Angebot und kümmert sich dann nicht darum? Für mich ist die WLAN-Nutzung zu einem reinen Glücksspiel geworden.

WLANs sind tatsächlich an immer mehr Orten und Plätzen verfügbar, derzeit wird praktisch wöchentlich von der Eröffnung neuer WLAN-Hotspots berichtet.

Richtig ist auch, dass es bei WLANs extrem schwierig ist, Zusicherungen und Garantien zu Dienstqualität und -verfügbarkeit zu geben. Das Medium ist dafür schlicht und einfach nicht das Richtige. Daher kann der Anbieter im Grunde immer nur ein Angebot nach dem Prinzip „Best Effort“ anbieten, der Nutzer kann auch kaum mehr erwarten. Aber, und hier hat @Nico völlig Recht, sollten und müssten Anbieter von WLANs wenigstens diesen Best Effort-Ansatz verinnerlichen und die Strukturen ihrer WLANs so aufbauen, dass praktisch nur diejenigen Fehler, die durch das fehleranfällige Medium hervorgerufen werden, auch auftreten können. Das bedeutet, dass die dahinter stehende Struktur, Server, Anbindung etc., natürlich funktionsfähig und auch einem größeren Nutzeransturm entsprechend aufgebaut ist, und insbesondere, dass bei Erkennen eines größeren Bedarfs mehr WLAN-Router (auf unterschiedlichen Frequenzen) eingerichtet  werden etc. Dies gilt selbstverständlich um so mehr, wenn es sich um entgeltpflichtige WLANs handelt. Gerade die von @Nico auch beschriebene Frustration bei den WLANs in Zügen ist gut verständlich:

Ich verstehe ja auch, dass im ICE die Nutzung des WLAN unter erschwerten Bedingungen passiert als im Café, aber für beide gilt: wenn man es anbietet, dann sollte es auch immer nutzbar sein und nicht nur manchmal.

Denn auch solche technischen Schwierigkeiten bei der Bereitstellung in Zügen sind heutzutage schon weitgehend gelöst bzw. lösbar, s. dazu bzw. zum “Sachstandsbericht WLAN-Anschluss im Schienenverkehr” des Bundesverkehrsministeriums näher hier.

Bisher sind Fälle, bei denen wegen der schlechten oder nicht vorhandenen Dienstverfügbarkeit das Entgelt zurückgefordert wurde, nicht bekannt geworden. Mit der zunehmenden Verbreitung von (entgeltpflichtigen) WLANs dürfte dies aber – Best Effort hin oder her – nur eine Frage der Zeit sein.