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Lesetipp: Mansmann, Ins Netz bei Tempo 300 – Zum WLAN-Ausbau in ICEs

In der aktuellen c’t 2/2015 (S. 60-61) stellt Urs Mansmann unter dem Titel „Ins Netz bei Tempo 300 – ICE-Züge bekommen schnelles Internet“ den aktuellen und zukünftigen Stand des Ausbaus von Mobilfunk und WLAN in den ICEs der Deutschen Bahn dar. Auch hier im Blog wurde schon mehrfach über den Ausbau berichtet (s. z.B. zu den Plänen hier und zum Sachstandsbericht des Bundesverkehrsministeriums).

Mansmann geht dabei auch auf die verschiedenen (spannenden) Probleme mit dem Ausbau ein, z.B.:

Das Zusammenwirken aus hohen gefahrenen Geschwindigkeiten und hoher Frequenz sorgt für eien Dopplereffekt, der per Software ausgeglichen werden muss. …

Hinzu kommt, dass die Mobilfunknetze an Bahnstrecken hohen Spitzenbelastungen ausgesetzt sind. Rund 700 Sitzplätze hat ein ICE1 mit 14 Wagen … Fährt ein ICE vorbei, tauchen auf einen Schlag mehrere hundert Mobilfunktgeräte in einer Zelle auf, die sich nach kurzer Zeit wieder in Nachbarzellen umbuchen. Die Zahl der Nutzer verdoppelt sich, wenn sich zwei ICE auf der Strecke begegnen. …

Insgesamt ein lesenswerter Überblick!

Deutsche Bahn will WLAN-Verbindungen in Zügen verbessern

Vor gerade einmal rund zwei Monaten habe ich hier über den „Sachstandsbericht WLAN-Anschluss im Schienenverkehr“ des Bundesverkehrsministeriums berichtet und dabei herausgestellt, dass der Zustand von WLANs in den Zügen der Deutschen Bahn verbesserungswürdig ist. Dieser Befund deckt sich auch mit bisherigen Erfahrungsberichten zu Qualität und Verfügbarkeit von WLANs in deutschen Zügen (s. z.B. mit ausführlicher Beschreibung einen Beitrag von 2013 hierBeitrag „WLAN im Zug: Rollender Murks“ von 2012 hier; oder Test von teltarif.de von 2011 hier).

Nun berichtet die Süddeutsche Zeitung über aktuelle Fortschritte und Pläne der Deutschen Bahn zum Ausbau von WLAN in ICE-Zügen bis 2014. Die Deutsche Bahn hat die Pläne auch in einer Pressemitteilung vom 27.5.2014 („Bund und Bahn wollen digitale Angebote weiter stärken“) beschrieben. Und die Ankündigungen haben es – was die Versorgung mit WLAN in ICEs angeht – in sich:

So ist die technische Ausrüstung des rund 5.200 Kilometer langen ICE-Kernnetzes für den Internetempfang, auf dem rund 98 Prozent der ICE-Verkehrsleistung erbracht werden, abgeschlossen. Auf 3.000 Kilometern wird der Service bereits angeboten. Für die übrigen 2.200 Kilometer läuft derzeit der Testbetrieb – im Laufe dieses Jahres erfolgt die offizielle Freigabe. DB und Deutsche Telekom, die bei diesem Projekt zusammenarbeiten, haben sich vor kurzem darauf geeinigt, bis Juni 2015 darüber hinaus die Strecke Nürnberg–Passau auszurüsten. Aktuell sind 200 ICE-Züge mit der notwendigen Technik ausgestattet. Die Umrüstung der geplant 255 ICE-Züge zu rollenden HotSpots soll bis Ende 2014 weitgehend abgeschlossen sein.

Zusätzlich sollen die WLAN-Angebote an Bahnhöfen verbessert werden:

In den kommenden Wochen und Monaten wird in den 24 größten und meist frequentierten Bahnhöfen die WLAN-Technik nach und nach erneuert, um Funkabdeckung und Geschwindigkeit weiter zu verbessern. Darüber hinaus bieten alle 15 DB Lounges kostenlosen Zugang zum Internet.

Keine Aussage enthält die Pressemitteilung leider über die Versorgung mit WLAN auf anderen als Hochgeschwindigkeitsstrecken. Z.B. in S-Bahnen und Regionalzügen wäre das Angebot von WLAN auch lohnend, zumal die Versorgung mancher, wenn nicht aller Mobilfunkanbieter im ländlichen Raum – trotz aller Breitbandversprechungen – noch immer deutliche Lücken aufweist. Aber vielleicht kommt das ja als nächster Schritt nach dem Abschluss der Versorgung der Fernverkehrsstrecken. Ich bin jedenfalls schon jetzt gespannt auf baldige neue Berichte über Verfügbarkeit und Qualität von WLANs in deutschen Zügen …

Zum „Sachstandsbericht WLAN-Anschluss im Schienenverkehr“ des Bundesverkehrsministeriums

Das Verkehrsministerium hat einen „Sachstandsbericht WLAN-Anschluss im Schienenverkehr“ (PDF) verschickt, wie Netzpolitik.org berichtet.

1. Der Bericht

Nach dem Sachstandsbericht geht es voran:

WLAN in Bahnhöfen: Die Deutsche Bahn kooperiert für die Bereitstellung von WLAN-Anschlüssen seit ca. 10 Jahren mit der Deutschen Telekom. Im Rahmen dieser Kooperation werden nach Angaben der DB AG ab April 2014 125 der größten deutschen Bahnhöfe mit WLAN-Anschlüssen ausgerüstet sein.

Seit Ende 2013 können Personen in Reichweite des WLAN der Deutschen Bahn diesen Service täglich 30 Minuten kostenlos nutzen. Eine längere Nutzung ist auf Basis unterschiedlicher Tarifmodelle kostenpflichtig, steht aber auch Personen zur Verfügung, die nicht Kunde der Telekom sind.

Außerdem gebe es in Bahnhöfen von Gastronomiebetrieben angebotene WLANs.

Mittlerweile gebe es auf immerhin ca. 3000 km der Bahnstrecke und in 180 ICE-Zügen WLANs. Bis Ende 2015 sollen weitere 2200 km und die restlichen 85 ICE- Züge folgen. Allerdings seien WLANs in Hochgeschwindigkeitszügen eine hohe technische Herausforderung.

Jede Funkübertragung von der Strecke in das Innere des Zuges wird durch die Wagenkästen aus Metall und die mit einer dünnen Metallschicht bedampften Fenster abgeschirmt. Zusätzlich erschweren Tunnel, Berge und hohe Gebäude eine vollständige Funkausleuchtung. Durch die hohe Geschwindigkeit der Züge finden außerdem häufige Wechsel zwischen den einzelnen Funkzellen entlang der Strecke statt. Die Übergabe zur nächsten Funkzelle muss dabei ohne Verbindungsabbruch erfolgen.

Als Lösung sind die WLAN-Hotspots im Zug selbst aufgebaut und haben eine Verbindung über andere Übertragungstechniken.

Ergänzend werden per Repeater Übertragungen über das Mobilfunknetz per Repeater ins Zuginnere verstärkt. Dies hat allerdings auch Nachteile:

Repeater können jedoch nur dann erfolgreich eingesetzt werden, wenn alle Handynetze vom Zug empfangen werden. Alle vier deutschen Handynetzbetreiber müssten also in die unterbrechungsfreie Funkausleuchtung der Hochgeschwindigkeitsstrecken investieren und den schnellen Wechsel zwischen den Funkzellen beherrschen. Wegen der o.g. schwierigen Randbedingungen für eine Funkübertragung sind die erreichbaren Datenraten wahrscheinlich trotzdem niedriger als beim WLAN. Hinzu kommt, dass die Handynetze bereits ohne einen weiteren Ausbau Störungen beim Zugfunk verursachen.

In Bahnen des Stadt- und Regionalverkehrs sieht das Verkehrsministerium zunächst Bedarf für weitere Analysen und Pilotprojekte.

2. Anmerkungen

Die Zusammenarbeit der Deutschen Bahn und der Deutschen Telekom besteht seit dem Jahr 2005. Es ist in dieser Zeit gelungen, 3000km der Strecken mit WLAN zu versorgen. Wie Netzpolitik richtig anmerkt, dürfte das nur ein kleinerer Teil der Strecken sein. Zusätzlich ist auch auf diesen Strecken nach meiner Erfahrung das WLAN wirklich durchgehend verfügbar.

Die technischen Probleme, die das Verkehrsministerium beschreibt, dürften tatsächlich erheblich sein. Allerdings wird an Lösungen für diese Probleme schon seit vielen Jahren geforscht. Gerade für die Übergabe von einer Zelle in die nächste (z.B. durch Announcements etc.) gibt es Lösungen, auch wenn diese aufwändig und nicht perfekt sein dürften. Vermutlich ist daher eher die Übertragung vom Zug selbst problematisch, also der Ausbau „an der Strecke“. Im Bericht des Verkehrsministeriums steht hierzu allerdings nichts.

Trotzdem verwundert es, dass Deutsche Bahn und Deutsche Telekom in zehn Jahren nicht weiter mit dem Ausbau sind. Es wäre interessant zu wissen, ob sich der Aufwand für die Beteiligten kommerziell lohnt, also ob genug zahlende Kunden das WLAN-Netz in den Zügen nutzen. Natürlich wären auch die Nutzungszahlen von den Bahnhöfen spannend. Eventuell könnte das erklären, dass der Ausbau des WLAN-Netzes in Hochgeschwindigkeitszügen bisher erst einen Teil des Netzes umfasst.

Nicht erwähnt wird übrigens, ob das Projekt WLAN-to-GO der Deutschen Telekom bei den Ausbauplänen eine Rolle spielt. Gerade bei Regionalzügen bzw. -bahnhöfen könnten die lokalen WLANs der Endnutzer der Telekom Versorgungslücken schließen.

Bild: Daniel SparingCC BY-NC-SA 2.0